Neue Energien
Weltweit erstes Geothermiekraftwerk in Basel geplant
Vulkane heizen künftig Basel ein
5000 Haushalte können umweltfreundlich geheizt werden -
Kosten auf 86 Millionen veranschlagt - Regierung spricht ersten Kredit
von 32 Millionen
Innert sechs Jahren soll in Basel ein Pilot-Heizkraftwerk gebaut
werden, das nach dem sogenannten Hot-Fractured-Rock-Verfahren (Nutzung
vulkanischer Wärme) Strom und Wärme für rund 5000 Haushalte liefert. Der
Regierungsrat beantragt dazu dem Grossen Rat einen Rahmenkredit in der
Höhe von 32 Millionen Franken.
Die Gesamtinvestition für die Anlage wird auf 86 Millionen Franken
veranschlagt, wovon bereits 6 Millionen Franken in Vorabklärungen und
Sondierbohrungen am Zoll Otterbach investiert wurden. Das
Hot-Fractured-Rock-Verfahren ermöglicht, die in grosser Tiefe vorhandene
Erdwärme zur Gewinnung von Strom und Wärme zu nutzen. Die Anlage in
Basel wäre die weltweit erste, die dieses Verfahren zur Energiegewinnung
einsetzt.
Das Projekt Deep Heat Mining
Bisher wird Erdwärme vor allem in vulkanischen Gebieten als
Energiequelle genutzt, da hier grosse Wärmemengen direkt an der
Erdoberfläche nutzbar sind. Ausserhalb der vulkanischen Gebiete muss
Erdwärme in grosser Tiefe erschlossen werden. In Basel ist geplant, die
Bohrung auf 5000 Meter in die Erde hineinzutreiben, wo Temperaturen von
200 Grad Celsius zur umweltfreundlichen Energiegewinnung genutzt werden
können.
Dass die Region Basel geeignet ist für die Anwendung des
Hot-Fractured-Rock-Verfahrens zeigte der erfolgreiche Abschluss der von
den IWB federführend unterstützten Sondierbohrung am Zoll Otterbach.
Hier wurde der Nachweis erbracht, dass sowohl die Temperatur als auch
die Gesteinsstruktur in der Tiefe die für ein Geothermiekraftwerk
prinzipiell notwendigen Voraussetzungen bieten.
Die Pilotanlage in Basel ist auch im internationalen Rahmen ein
wichtiger Meilenstein einer ersten kommerziellen Anwendung. Basel
übernimmt damit auf internationaler Ebene die Vorreiterrolle in einer
zukunftsfähigen Technologie mit sehr hohem Marktpotenzial.
Die Entwicklung erfolgt in zwei Teilschritten: In einer
Explorationsphase soll das geothermische Reservoir schrittweise
erschlossen werden. Wenn dessen Eignung zur wirtschaftlichen
Energiegewinnung feststeht, sollen in einer Ausbauphase eine zusätzliche
Bohrung und die oberirdischen Kraftwerksanlagen gebaut werden.
Als Standort des Geothermiekraftwerkes sieht das Projekt den Werkhof der
IWB in Kleinhünigen vor. Dort kann die gewonnene Wärme leicht in das
Fernwärmenetz eingespiesen werden. In den Monaten mit geringem
Fernwärmebedarf wird das Kraftwerk hauptsächlich Strom produzieren.
Prinzip des Hot-Fractured-Rock-Verfahrens
Das früher auch Hot-Dry-Rock genannte Verfahren basiert auf der
Zirkulation von Wasser in einem künstlich erweiterten Kluftsystem in
heissen Gesteinen. Wasser wird mittels hydraulischer Injektion in die
Tiefe gepresst, dort erhitzt und in einer zweiten Bohrung wieder
gefördert. An der Oberfläche wird dem erhitzten und unter Druck
stehenden Wasser in einem Wärmetauscher die Wärme entzogen und in einen
Sekundärkreislauf abgegeben. Die Energieumwandlung an der Oberfläche
entspricht gängiger, bewährter Technik konventioneller
Geothermiekraftwerke in vulkanischen Regionen wie Island oder Italien,
wo die Erdwärme unmittelbar an der Oberfläche auftritt und genutzt
werden kann. |