Theater
Fotosaga ad «Hausräuke»
bei Rafael Sanchez
Herr, es ist Herbst! Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
- wer sich jetzt nicht liebt, liebt sich nimmermehr…
Alle Fotos von J.-P. Lienhard, Basel ©
2003
An der «Hausräuke» bei Rafael Sanchez wurde man an
der Haustüre - nicht etwa von Securitas-Wächtern kontrolliert
- sondern von…was schätze ich…Oberzöllnern und -Pöstlern
freundlich begrüsst und liebenswürdig-geschickt auf ein paar Spielregeln
des Hauses aufmerksam gemacht. Die Weite der Hose (nicht auf dem Bild) bei
der Dame rechts, lässt darauf schliessen, dass die Uniform aus dem
Fundus des Theaters stammt, und original eben für einen stattlichen
Zöllner geschneidert sein musste…
Verweilen wir noch kurz vor unserem Antrittsbesuch bei Rafael Sanchez
bei den «Zöllnern/Pöstlern», die sichtlich Spass
an ihrem Job des Begrüssungskomitees hatten: Wer nämlich zu einer
«Hausräuke» geht, der bringt tradtionell etwas mit: Etwas,
das man an der eigenen «Hausräuke» schon bekommen hat,
das schon an einer anderen…Sie wissen schon! Die Gscheiteren bringen was
zum Futtern oder gar zum Trinken mit - das kann der neue Hausherr nämlich
wirklich gebrauchen. Dann gibts solche, die kommen mit leerem Magen, und
genau diese kommen dann meist auch mit leeren Händen! Oder sagen wirs
netter: die Vergesslichen - und auch für die haben des Hausherrn Freunde
gesorgt. Wer spätestens unter der Türe am Klosterberg 6 an diesen
schönen Brauch erst dachte, konnte bei den beiden Zoll- oder Post-Komparsen
eine winzige Aufmerksamkeit für einen geringen Obolus erstehen - seis
in Form eines Branchlis oder in Form eines Flohmarkt-Tellers, -Löffels,
-Gabels (aber leider nicht: Lerbernknödelns) etc.
Was die oben angetönten häuslichen Spielregeln anbetrifft,
so ist eine wesentliche davon, dass man die Strassenschuhe vor dem Betreten
des Gasthauses auszieht. Das ist dann der Moment, wo auskommt, wer Löcher
in den Socken oder die Füsse nicht gewaschen hat. Bei obigen Exemplaren
scheint jedoch alles untadelig.
Vom Tischende mit Blick zur Tür: Viele Gäste brauchen auch
viele Kleiderhaken - jetzt wos Herbst ist sowieso.
Die Einladung bei Sanchez richtet sich im wahren Wortsinn an Jedermann:
ob alt, ob jung, aber zumindest müssen die Gäste Junggebliebene
sein.
Ist das Sofa von den Alten besetzt, hocken die ganz Jungen halt
aufn Boden.
Mal ganz wie ein Profi Barkeeper zu spielen, macht ungeheuer Spass.
Besonders heiss ist jedoch die Schürze des Cocktail-Meisters,
die auf dem Bild leider etwas verdeckt, aber immerhin sehr praktisch sein
muss.
Genau so ein Klavier wüschte ich mir immer - so mit messingenen
Kerzenhaltern links und rechts vom Notenblatt-Halter - obwohl ich nicht einmal
«Hänschen klein» drauf klimpern kann. Hingegen Schostakowitsch,
Boulez und Stockhausen schon…
Was ein rechter Italiener ist, der MUSS kochen - auch wenn der Hausherr
Spanier ist: Marco erklärte mir kürzlich, er habe mit dem Theater
rein gar nichts mehr zu tun. Vielleicht meinte er einfach das Theater ums
Aufräumen in der Küche…
Intime Tischgespräche gehörten an der «Hausräuke»
eben so dazu, wie solche, die sich nicht Fotografieren liessen - wie der links
auf dem Bild…
Der Hausherr war unter dem vielen Volk leicht auszumachen: sieht aus
wie Don Perlimplìn in seinem Garten und trägt den goldenen
Schlüssel zu Belisas Mofa an einem roten Bändel um den Hals…
Das hätte ich Peter Keller nicht zugetraut, und doch ists er: Er
ist nicht etwa unter «die» Tram gekommen, sondern liess sich
endlich mal von einem gelernten Figaro die Tonleiter schnipseln.
Na, ein bisschen eng wurde es halt doch in diesem grossen Wohn-Atelier
- doch das tat der lockeren Atmosphäre keinen Abbruch.
Sogar das Bett stellt Rafael Sanchez seinen Gästen zur Verfügung
- mal drauf, mal drin?
Alle Fotos von J.-P. Lienhard, Basel ©
2003
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