Verbrechen
Die Polizei Basel teilt mit:
Entreissdiebe dingfest gemacht
Das leidige Drögeler-Problem: Ein
Deutscher und eine Schweizerin sind die Handtaschenräuber
Von Jürg-Peter Lienhard
Basel. jpl.- Der brutale Überfall
auf eine 75-jährige Frau vom Sonntag, 7. September 2003, in der Rheingasse
bei der das Opfer einen Schulterbruch erlitt, sowie die Entreissdiebstähle,
bei denen vorbeifahrenden Velofahrern die Handtaschen geraubt wurden, sind
geklärt: Bei ersterem Raub handelt es sich bei der Täterschaft
um eine 28-jährige Schweizerin, und für die anderen ist ein 33-jähriger
Deutscher verantwortlich - beide Täter sind Drögeler.
Der Finanzbedarf bei «aktiven» Drögelern
ist enorm und kann mitunter täglich mehrere hundert Franken übersteigen.
Skrupellose Drogenhändler setzen ihre Klienten mitunter lebensbedrohenden
Erpressungen aus, weshalb die Drogenabhängigen selbst nicht vor primitivst
«gewissenlosen» Angriffen auf meist wehrlose Opfer, wie alte
oder gar gebrechliche Leute verüben, um zu nicht selten banalen Geldsummen
zu gelangen.
«Spezialisierter» Täter
Das waren wohl auch die Hintergründe, die die beiden jetzt gefassten
Täter zu ihren Raubtaten veranlassten. Wie gross der kriminelle Druck
in der Drogenszene ist, zeigt das Beispiel des deutschen, 33 Jahre alten
Täters, der sich darauf «spezialisiert» hat, vorbeifahrenden
Velofahrerinnen die Handtasche abzureissen oder in Gartenwirtschaften weiblichen
Gästen die Handtasche von der Stuhllehne zu klauen: Der Räuber
war bereits im Juli 2003 wegen solcher Delikte in Polizeigewahrsam, wurde
aber wieder auf freien Fuss gesetzt, um gleich darauf am 23. Juli 2003 im
Boulevardcafé des Schützenmattparkes auf diese Weise eine Handtasche
zu stehlen.
Bei einem neuerlichen Versuch am 4. September 2003, auf dem Marktplatz
einer 67-jährigen Frau, die soeben ihre Velo abstellte, die Handtasche
vom Gepäckträger zu entreissen, hat das Opfer eine derart genaue
Signalementsangabe machen können, dass der Dieb schliesslich vor dem
Gassenzimmer am Wiesenkreisel festgenommen werden konnte. Der Festgenommene
hat die Tat in der Zwischenzeit gestanden, und die weiteren Abklärungen
des Kriminalkommissariates sind im Gange. Diesmal aber bleibt er in Untersuchungshaft.
Geständige «Drögelerin»
Auch die 28-jährige Schweizerin, welche für den Überfall
in der Rheingasse verantwortlich ist, konnte aufgrund der Täterbeschreibung,
und weil sie seit längerem in der hiesigen Drogenszene verkehrt, festgenommen
werden. Bei der Festnahme hatte sie denn auch Drogen in Ihren Effekten.
Den Angriff auf die ältere Frau, die am Sonntagmorgen mit ihrem Ehegatten
durch die Rheingasse spazierte, hat sie denn auch vollumfänglich gestanden.
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Wie traurig solche Überfälle durch «Drögeler»
auch sind, es wären theoretisch wohl noch mehr solche Raube in Basel
hinzunehmen, wenn nicht die Basler Drogenpolitik Gegensteuer geben würde.
Es ist vor allem der Finanzbedarf der schwerst Süchtigen, die sie zu
kriminellem Tun geradezu zwingen. Die kontrollierte Heroinabgabe, so will
ich meinen, hat hierbei eine gewisse präventive Wirkung. Die Ausweitung
der Heroinabgaben könnte sich wohl «beruhigend» auf den
von Kriminellen beherrschten Markt auswirken. Doch die lauten Stimmen für
mehr Repression auch gegen nichtkriminelle «Drögeler» schiebt
dem wohl noch lange einen Riegel.
Jürg-Peter Lienhard
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