Artikel vom: 30. Oktober 2003
Gesundheit
Mitteilung des Schularztes Basel
Die Kinder werden immer dicker!
Basler Kinder häufig mit Uebergewicht
und mangelndem Impfschutz - Klar, Cola, Chips, Mampfburger, überzuckertes
industrielles Futter machen eben feiss
SD/jpl.- Unsere Kinder werden immer dicker. Denn die Basler Kinder und Jugendlichen
leben weniger gesund als früher, meldet Thomas Steffen, Schularzt des
Kantons Basel-Stadt in seiner Medienmitteilung vom Donnerstag, 30. Oktober
2003. Ebenso bedenklich sei, dass der Impfschutz zu wünschen übrig
lässt, weil das Schreckgespenst der 50er Jahre, Kinderlähmung,
noch nicht ausgerottet ist.
Wie die Gesundheitsdaten der letzten 25 Jahre belegen, haben
Übergewicht und häufige psychosomatischen Symptome sowie der mangelnde
Impfschutz derart zugenommen, dass der Schularzt sich nun zum Handeln veranlasst
sieht und sich an die Öffentlichkeit wendet: Denn die Resultate der
im Schuljahr 2002/2003 durchgeführten Vorsorgeuntersuchungen bei 4 600
Basler Kindern und Jugendlichen sind noch alarmierender ausgefallen, als
erwartet.
Ein Viertel der Schulkinder zu feiss
Annähernd ein Viertel (!) der Basler Schulkinder sind heute übergewichtig.
Das sind doppelt soviele wie vor 25 Jahren! Kindergartenkinder wiegen heute
durchschnittlich fast ein Kilo mehr als vor 25 Jahren. Primarschülerinnen
und –schüler sind heute rund 2.6 Kilo schwerer, 9.-Klässler bringen
gar rund 6.4 Kilo mehr auf die Waage, als ihre Altergenossen vor 25 Jahren.
Die Erhebungen weisen auch zum Teil sehr erhebliche Impflücken für
verschiedene gefährliche Krankheiten aus: So sind beispielsweise rund
ein Viertel der Jugendlichen in der 7. Klasse ungenügend gegen Kinderlähmung
geschützt, rund zehn Prozent der Kinder erkranken noch immer an Masern.
Elternbefragungen im Jahr 2003 ergaben zudem, dass es auch um das Wohlbefinden
der Kinder und Jugendlichen nicht allzu gut steht: Regelmässige Kopfschmerzen
treten bei jedem fünften Jugendlichen auf, jeder siebte klagt über
häufige Rückenschmerzen, jede achte hat oft Bauchschmerzen. Bereits
jeder zwanzigste leidet unter Schlafstörungen.
«Kinderkrankheiten» sind nicht ungefährlich!
Fazit des Schularztes: Es gilt, die Informationslage
in der Bevölkerung zu verbessern. Vielen Eltern ist heute nicht mehr
bewusst, dass sogenannte Kinderkrankheiten wie etwa Röteln, Masern oder
Mumps auch mit schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Komplikationen verbunden
sein können. Ein niederschwelliges Impfangebot, verbunden mit einer
Beratung, hilft, grössere Krankheitswellen zu vermeiden.
Mit einer neuen Broschüre des Sanitätsdepartements, «Gesund
durch die Schule», will er Eltern und Schülerinnen und Schüler,
vermehrt zu gesünderem Verhalten motivieren. Die Broschüre gibt
zudem verschiedene Gesundheitstipps.
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Eine «Broschüre» für die Gesundheit - das ist herzig…
Der Schularzt will damit gegen die Millionenbudgets der Fernseh- und Kinowerbung
für Chips, Cola und supersüsses Industriefutter antreten, könnte
man frotzeln. Doch schlägt er immerhin Alarm. Und das ist, auch mit
beschränkten Interventionsmitteln, seine Aufgabe. Als erster Fachmann
und Behörde hat er gesagt, was zu sagen ist. Nun ist es an den Politikern
zu Handeln. Und wenn die nicht spuren, sollten wir Klartext mit ihnen reden:
Gesundheitsgefährdung durch Überfütterung, Rauchen und Alkohol
hat nichts mit Werbe- und Gewerbefreit zu tun! jpl
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