Kunst
Rothko zum Zweiten
Grau in Grau und doch nicht Grau
Erweiterte Sonderausstellung zum 100. Geburtstag
von Mark Rothko in der Fondation Beyeler in Riehen. Medienkonferenz in Anwesenheit
seines Sohnes Christopher.
Mark Rothko höchstpersönlich hat die dämmerige
Lichtgebung zu seinen Bildern vorgeschrieben - für den Fotografen
eine kleine «Strafaufgabe». Foto: J.-P. Lienhard, Basel ©
2003
Riehen bei Basel. fb/jpl.- Es ist stets
ein Medienereignis, wenn die Fondation Beyeler zur Pressekonferenz einer
bevorstehenden Sonderausstellung einlädt. Am Freitag, 19. September
2003, gaben sich die renommiertesten Kunstkritiker der Welt in Riehen wieder
ein Stelldichein: Sechs Tage vor dem 25. September, an dem Mark Rothko im
Jahre 2003 seinen 100. Geburtstag hätte feiern können, hat die noble
Fondation Beyeler ihre Rothko-Räume nochmals neu eingerichtet und auf
vier ihrer grosszügigen Räume erweitert.
Dies war möglich durch die Zusammenarbeit der Fondation
Beyeler mit den Kindern Mark Rothkos, nämlich mit Kate Rothko Prizel
und Christopher Rothko, der an der Medienkonferenz vom Sammlungsdirektor
Christoph Vitali den Medienleuten vorgestellt wurde. Die Fondation Beyeler
ist übrigens das einzige Museum der Welt, das eine eigene Veranstaltung
zu Rothkos 100. Geburtstag durchführt.
Eindrückliche Hommage an den Künstler
Wie Vitali erklärte, liegen der Ausstellungserweiterung
zwei Überlegungen zugrunde: Erstens soll «dieses in Europa einzigartige
Ensemble einen kleinen repräsentativen Querschnitt durch alle Schaffensphasen
vermitteln, und zweitens setzt ein Raum, der ausschliesslich „Black on Gray
Paintings“ aus den letzten Schaffensmonaten von 1969/70 vereint, eine eindrückliche
Hommage an den Künstler».
Ein Farbbild in einer virtuellen Galerie ist
ohne Kompromisse an die Farbgebung nicht zu vermeiden. Besonders bei
so komplexen Bildern wie bei Rothko haben solche Reproduktionen es schwer
einen ersten Eindruck zu vermitteln. Darum gibts nur eines: selber hinfahren,
sehen und staunen! Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2003
Der vierte, neue Raum, der der Sammlung Rothko angegliedert wurde, beherbergt
die ganz Grau-in-Grau gehaltenen Bilder der letzten Schaffensperiode Rothkos.
Dazu heisst es in den Presseunterlagen der Fondation Beyeler:
Gesteigert Präsenz und ikonische Strenge
Diese «Black on Gray Paintings» bilden eine in sich geschlossene
Gruppe und sind zugleich Wendepunkt und Neuanfang. Anders als die bisherigen
Werkzyklen, wie die «Seagram» und «Harvard Murals»
oder die Gemälde für die «Rothko Chapel», sind sie nicht
für ein gesamträumliches Projekt entstanden. Erstmalig verwendet
Rothko Acrylfarben, und die bildnersiche Organisation setzt sich deutlich
von allem Bisherigen ab.
Christoph Vitali (links) spricht sogar die Begrüssung
in amerikanisch-englischer Sprache, als er an der Medienkonferenz Christopher
Rothko der versammelten Weltgilde der Kunstriker vorstellt. Meine französischen
Kollegen hüstelten hörbar…
Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2003
Die Bilder sind nunmehr horizontal zweigeteilt, die beiden Farbformen
schweben nicht mehr über einem monochromen Grund, und ein weisser
Rahmen bindet die obere schwarze und untere graue Fläche in den Bildgrund
ein. Der Bildbau hat sich verfestigt, eine gesteigerte Präsenz und
ikonische Strenge sind die Folge.
In ihrer neuartigen Flächenbetonung - als geradezu dominantes Gegenüber
- werfen diese verschlossenen «Black and Gray»-Bilder den Betrachter
auf sich selbst zurück und lassen ihn sich seines eigenen Sehens gewahr
werden. Es ist, als stünden sie für die Tragik von Rothkos letzter
Schaffensphase.
Die Sonderausstellung dauert noch bis 12. April 2004.
Raum-Impression in der Fondation Beyeler. Foto: J.-P.
Lienhard, Basel © 2003
Lesen Sie über Mark Rothko den Aufsatz von Oliver Wick.
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