Artikel vom: 26. November 2003
Bücher
Die Deutschen sind ganz verrückt nach
ihm:
Neues von Tomi Ungerer
Talks am Radio und Fernsehen - «Es
war einmal mein Vater», ein wunderschönes Bilderbuch mit schönen
Texten
Von Jürg-Peter Lienhard
Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2003
Er gilt selbst in Frankreich als «Enfant
terrible», weil er einer der kreativsten Menschen ist und «den
Elsässer» wie kein anderer verkörpert: Tomi Ungerer, der
grosse Zeichner, Kinder- und Erotik-Buchautor. Er ist zwar äusserlich
in die Jahre gekommen, aber seinen Pfiff hat er immer noch. 72 Jahre und
kein bisschen leiser. Das ist wohl der Grund, dass er zwischen November und
Dezember 2003 in Deutschland gleich mehrere Auftritte hat - am Radio und im
Fernsehen und in Ausstellungen.
Zuletzt erschien bei Diogenes sein Buch «Es war einmal
mein Vater», das zweite Erinnerungsbuch von Tomi Ungerer nach «Die
Gedanken sind frei». Das Buch von seinem Vater, den er bereits als
Knabe verlor, ist nicht nur wunderschön, sondern es zeigt auf, welche
familären Voraussetzungen zu Tomis Anlagen beitrugen: Sein Vater, ein
begnadeter Uhrmacher in Strassburg und dort für die astronomische Uhr
im Münster tätig, war daneben auch ein ganz grosser Künstler,
der mit Aquarellen und Zeichenstiften ganz trefflich umgehen konnte.
Stetes Motiv: seine attraktive Frau
Zudem heriatete er eine hochattraktive Frau, die häufig Gegenstand
seiner Porträts und auch einiger künstlerischer Liebesbezugungen
in Form erotischer «Idealbildnisse» war. Wenngleich Tomi Ungerers
Vater vor seinem Tod dem ebenfalls hochbegabten Sprössling nicht viel
beibringen konnte, so ist das Erinnerungsbuch gleichwohl Zeugnis dafür,
wie der familiäre Geist und die wohlwollende Umgebung prägen
und fördern können. Tomi bedankt sich dafür, was er in die
Wiege gelegt bekam.
Leider hat es mir der Verlag untersagt, Beispielbilder aus dem Buch
für das Webjournal zu veröffentlichen - Copyrightsgründe!
Vielleicht reizt es gerade deswegen, mal in einer Buchhandlung vorbeizuschauen
und die schönen Bilder von Tomis Vater und von den Bildern, die er
von Töchtern, Sohn und attraktiver Ehefrau gemacht hat, anzusehen.
Ein Tip dazu: Das Titelbild, das ich mit freundlicher genehmigung des Diogenes-Verlages
gleichwohl verwenden darf, hat Tomi Ungerers Vater gemalt - allerhöchster
Jugendstil, und ein Stil, der Tomi später gerne auch anwendete: der
Schattenriss. Weitere Überraschungen in Tomis Buch und seinen anderen
Werken: demnächst in Ihrer Buchhandlung. Nun aber zu den Veranstaltungen:
Demnächst am Radio und im Fernsehen
Unter dem Titel «Poster Art» zeigt der SWR im Stuttgarter
Funkhaus vom 19. November bis 11. Dezember 2003 rund 80 Plakate
und Originalzeichnungen von Tomi Ungerer aus der Sammlung der Museen von
Strassburg. Ausserdem werden zwölf kolorierte Zeichnungen ausgestellt,
die Ungerer für den neu gegründeten «SWR2-RadioClub»
angefertigt hat.
Am 28. November 2003, um 19 Uhr, eröffnet das Deutsche
Fleischermuseum Böblingen (ehemals Vogtshaus) die Sonderausstellung
«Heute hier, morgen fort. Tomi Ungerer zum 72. Geburtstag».
Sie zeigt Aquarelle und sozialkritische Zeichnungen und dauert bis zum
28. Januar 2004. Weitere Infos: Deutsches Fleischermuseum, Marktplatz
27, Böblingen. Mehr…
In der Sendung «SWR2 vor Mitternacht» ist am Sonntag,
30. November 2003, ab 23 Uhr, das «Nachtgespräch zwischen
Tomi Ungerer und Alfred Marquart» zu hören, das am 14. November
2003 in Baden-Baden aufgezeichnet wurde.
Tomi Ungerer ist ausserdem am 9. Dezember 2003, um 23 Uhr, in
der ARD zu Gast in der Sendung «Menschen bei
Maischberger».
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